Die faszinierende Welt der Whisky-Fässer
Alles über Fassarten, Vorschriften und ihre Geheimnisse
Ein spannendes Kapitel im schottischen Whiskyrecht ist die Festlegung, welche Fässer für die Reifung von Scotch Whisky zugelassen sind. Und das ist - mal wieder von der SWA – sehr genau geregelt.
🧾 Fassverbot – Was darf Scotch nicht?
Die tragische Geschichte von Ouzo, Eierlikör und Pflaumenbrand
Stell Dir vor, Du bist ein Eichenfass. Du hast Jahre lang Rum oder Sherry beherbergt. Dann wirst Du geleert und träumst von Deiner nächsten Bestimmung: einem jungen, neugierigen Scotch.

Doch dann schlägt jemand vor:
"Lass uns vorher mal Ouzo reinfüllen."
BZZZT. Game over. Du bist disqualifiziert.
❌ Ouzo: Wieso DAS denn?!? Hoëcker - Sie sind raus!Denn Ouzo wird zwar destilliert, aber nicht gereift – es fehlt dem Fass die Geduld und die Zeit, um Holzcharakter zu entwickeln. Scotch aber reift in der Champions League der Geduld.
Laut Scotch Whisky Technical File dürfen Fässer zur Reifung von Scotch Whisky nur verwendet werden, wenn sie zuvor eine alkoholische, gereifte Flüssigkeit enthielten:
Erlaubte Vorbelegungen:
- Wein (Rotwein, Weißwein)
- Likörwein (Sherry, Port, Madeira)
- Bier & Ale
- Rum
- Traubenbrände (z. B. Cognac)
- Whisky (USA, Irland, Japan usw.)
Ziel: Ein kalkulierbarer, natürlich gereifter Einfluss ohne dominante Fremdnoten.
Nicht erlaubt sind Fässer, die zuvor diese Inhalte hatten:
- Steinobst-Spirituosen (Kirschwasser, Pflaumenbrand)
- Kräuterspirituosen (Ouzo, Pastis, Absinth)
- Aromatisierte Liköre
- Säfte, Sirupe, Sirupweine
- Ungealterte Produkte (Fruchtschnaps, Alcopops)
Dies schützt den typischen Charakter des Scotch und verhindert exzentrische „Lakritz-Ouzo-Finish“-Experimente.
❌ Ausserdem besteht bei Steinobst-Spirituosen eine (wenn auch sehr geringe) Gefahr, dass sie Gifte enthalten können.
Zugegeben: es ist eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit - aber in Regelwerken wie beim Scotch ist schon die theoretische Möglichkeit eines Problems ein Ausschlusskriterium.
🎩 Interessanter Sonderfall: Tequila und Mezcal
Lange Zeit war es umstritten, ob Fässer mit gereiftem Tequila (z. B. Reposado oder Añejo) zulässig sind. Inzwischen scheint es eine Grauzone oder vorsichtige Öffnung zu geben – ich habe bereits eine Abfüllung im Tequila-Finish erleben dürfen:

Zeitliche Abfolge, welche Fässer erlaubt sind / waren
Zeitraum | Erlaubte Fässer | Wichtige Einschränkungen |
---|---|---|
Vor 2009 | Ex-Bourbon-Fässer, Ex-Sherry-Fässer, frische Eichenholz-Fässer, Ex-Cognac/Rum-Fässer, Ex-Wein/Bier-Fässer |
Keine formale Liste, traditionelle Praxis |
2009–2018 | Alle Eichenholz-Fässer mit herkömmlicher Nutzung | Reifung nur in Schottland, HMRC HMRC steht für His Majesty’s Revenue and Customs und ist die nationale Steuer- und Zollbehörde des Vereinigten Königreichs. -Kontrolle |
Ab Juni 2019 | zusätzlich: Ex-Tequila/Mezcal, Calvados, Cachaça, Shochu Shochu ist ein traditionelles japanisches, durch Destillation gewonnenes alkoholisches Getränk. Es ist bekannt für seine Vielfalt an Geschmacksrichtungen. , Baijiu Baijiu ist eine chinesische Spirituose, die oft als "chinesischer Schnaps" oder "weißer Alkohol" bezeichnet wird. Es ist eine der ältesten und am weitesten verbreiteten Spirituosen der Welt, mit einer Geschichte, die bis zu 5000 Jahre zurückreicht. |
Keine Steinobst-Fässer, keine Zucker/ Flavor-Zugaben Flavor-Zugaben, auch bekannt als Geschmackspulver, sind Zusatzstoffe, die Lebensmitteln und Getränken Geschmack und/oder Süße verleihen. |
🧠 Fazit
Nur Fässer, die selbst in einem Reifekontext stehen, dürfen bei der Reifung von Scotch mitspielen – weil sie ein Aromaprofil beitragen, das als natürlich und traditionell anerkannt ist.
- Fässer müssen vorher mit einer gereiften, alkoholischen Flüssigkeit belegt gewesen sein
- Ouzo, Kirschwasser & Co. sind tabu, da sie entweder zu stark aromatisieren oder nicht als "gereifte Produkte" gelten
- Ziel ist ein kalkulierbarer Einfluss auf den Geschmack, der zum Scotch-Profil passt
